nulla vita sine musica

Da sich die Strafen für nicht freihändiges telefonieren im Auto drastisch verschärft haben und ich sowieso eine Integration für eine Bluetooth-Übertragung vom Handy gesucht habe, suchte ich nach den positiven Erfahrungen in meinem Passat im Netz nach einer gebrauchten BURY 9060 FSE (FreiSprechEinrichtung). Diese lässt sich nicht nur ziemlich gut per Sprache bedienen, sondern bietet über Bluetooth auch A2DP und einen Vorverstärkerausgang via 3,5mm Klinke.

Ich hatte mich schon vor längerer Zeit für das Alpine 9812RR entschieden:

Es bietet neben dem unschätzbaren Vorteil, dass
a) alles LED Rot ist (wirkt nur auf dem Bild Telekom-Rosa 😉 )
b) sich das Display nach 3-4 Sekunden wieder ausschaltet („Display out“);
c) sich per Zeitkorrektur die einzelnen Kanäle einstellen lassen und
d) es nicht zuletzt auch die Möglichkeit bietet, per Cinch-Adapter anstelle des CD Wechslers eine andere Quelle anzuschließen.
Damit kommt die Musik schon mal in bestmöglicher Qualität auf drahtlosem Weg am Radio an. Also muss man „nur“ noch den Wiedergabezweig optimieren – uh-hu, nichts leichter als das in einem offenen Auto 😐

Ab Werk war in meinem Cabrio tatsächlich mal ein aktives Lautsprechersystem verbaut.  Dieses glänzt nicht nur durch Abwesenheit – es hätte vermutlich das gleiche Problem wie alle, die ich bis dato gesehen habe:
Die gänzlich oder zumindest zum Teil aufgelöste Schaumstoffsicke.

Anstelle der originalen findet sich bei mir von einem Vorbesitzer ein Päärchen 16er Pioneer irgendwas Coax-Lautsprecher. Nachdem ich deren Einbau mal semiprofessionell überarbeitet habe (Beseitigung akustischer Kurzschluss, phasenverkehrter Anschluss), bringen die tatsächlich auch etwas Musik raus.

Aber – man sitzt ja bei einem Konzert auch nicht mit dem Rücken zum Musikanten, also muss wichtiger vorne etwas passieren. Da waren noch die originalen Nokia-Breitbänder eingebaut. Das ist aber nicht das einzige Problem an dieser Stelle.

 

 

Die Nokias können zwar nix, aber das Lautsprechergitter macht die ganze Sache noch schlimmer. Vielleicht hat man sich Audi letztlich doch für diese Schallwandler geschämt – wie sonst ist es zu erklären, dass die faktisch schallundurchlässig konstruiert sind?

Ja, OK, man kann durchschauen, aber das war’s dann auch schon 😉 Gut, wenn man an dieser Stelle mit einem Dremel befreundet ist und Zeit hat:

 

 

 

Auf dem letzten Bild sieht man den Ersatz von Hertz DCX 100, der für seine 49,- € eine ganz ordentliche Wiedergabe bietet und jetzt durch das neu entstandene Gitter tatsächlich auch beim Hörer ankommt. Nur noch Akustikstoff drüber ziehen, fertig:

Weitaus schwieriger ist es, ein hörbares Ergebnis hinsichtlich der Basswiedergabe hinzubekommen. Auf verschiedenen Treffen habe ich verschiedene Variationen gesehen und gehört. Das ging von Basskisten, für die die gesamte Rücksitzbank geopfert wurde bis hin zum originalen Nokia Subwoofer, der spätestens ab dem zweiten Facelift beim Cabrio als integraler Bestandteil des aktiven Systems geordert werden konnte. Der wird einfach in den grundsätzlich immer vorhandenen Skisack eingeklickt, per propietärem Spezial-Stecker mit den aktiven Lautsprechern links und rechts verbunden, fertig.
Fertig ist hier das Stichwort. Ich weiß nicht, wie fertig der Entwickler mit der Realität gewesen sein muss, aber was Audi hier abgeliefert hat, ist ein so dermaßen hahnebüchender Schwachsinn – dass die sich nicht geschämt haben, dafür Geld zu verlangen, ist auch nur dem ausgewachsenen Riesen-Ego der Konzertzentrale zu verdanken. Warum ich hier so kritisch ins Gericht gehe? Nun gut, keine Anschuldigung ohne Begründung:

  1. Wie die vorderen Lausprecher versteckt sich auch der Subwoofer hinter einer Abdeckung. In diesem Fall aber nicht einmal ein halbwegs durchlässiges Gitter, sondern der mehrere Zentimeter dicke Schaumstoff der hinteren Mittelarmlehne. Zumindest bei meiner Innenausstattung aus Leder verpuffte der Effekt, den der Sub haben sollte, gänzlich, wenn die Lehne wie vorgesehen befestigt war. Erst wenn die etwas zur Seite gefriemelt wurde, damit kein Hindernis mehr davor ist, kam vorne auch tatsächlich etwas Bass an.
  2. Der sogenannte „Subwoofer“ ist ein 16cm Doppelschwingspulenlautsprecher mit sage und schreibe 2x25W Musikleistung! Weder Membranfläche noch die Leistung sind dazu geeignet, bei fahrendem Auto ernsthafte Untermalung zu bieten.
  3. Die Paralellschaltung zu den hinteren Lautsprechern kann nur aus reinem Pragmatismus heraus gewählt worden sein. Wie sonst ließe sich erklären, dass man als Musikhörer selbstverständlich gerne auf Bass verzichtet, wenn man den Fader mehr auf „Vorne“ dreht – schließlich sollte im Idealfall von dort die Musik spielen.

Woher ich das alles weiß? Selbstversuch macht kluch 😉
Mir fiel ein komplettes Audiosystem aus einem 2000er Cabrio in die Hände, wobei ich nur den Sub behalten und den Rest umgehend weiter verkauft habe. An die Platine habe ich flugs einen Strom- und Cinchanschluss gelötet und dann versucht, das Ganze im eingebauten Zustand zu den restlichen Lautsprechern abzustimmen. Im Stand, also ohne jegliche Fahrgeräusche, ist das Ergebnis ja noch recht nett – aber sobald der obligatorische „Lärm“ dazu kommt, ist es um die Musikalität geschehen. Und das, obwohl man am Alpine den Subwooferausgang getrennt von allen anderen einstellen kann …

Daher habe ich die Idee von Roland (CiWa) aus dem Cabrio-Forum nachgebaut und einen Pioneer TS-WX210A über dem Handschuhfach eingebaut:

Damit schlägt man gleich diverse Fliegen mit nur einer Klappe:

  1. Es geht kein unnötiger Platz verloren. Zwar passt diese Lösung meines Wissens nach nur bei Fahrzeugen ohne Beifahrer-Airbag – aber den hat mein Cabrio auch nicht. Da ist nur leerer Raum …
  2. Die Musik spielt nun hauptsächlich von vorne. Man muss den Bass bzw. den Mittel-Hochton zeitlich nicht großartig anpassen, so dass es nicht zu üblen Phasenverschiebungen zu den hinteren Lautsprechern kommt. So ist dann akustisch ein recht gutes Staging mit genügend großem Raum möglich.
  3. Ja, das menschliche Ohr ist nicht in der Lage, tiefe Frequenzen zu orten. Das stimmt aber nur bedingt. Wenn man aber einen Subwoofer hinter sich betreibt, während von vorne die Musik spielt, dann hört man den auch dann raus, wenn der nur bis 70Hz oder darunter spielt, weil das Ohr mindestens irritiert ist. Da der Sub in meinem Fall vorne spielt, kann man die Trennfrequenz aber sogar höher einstellen. Denn die niedlichen 10er Coax-Lautsprecher bringen unterhalb von 150Hz keinen ernsthaften Schalldruck mehr. Lässt man nun den Sub höher als nur bis 80Hz laufen, dann ergibt sich keine Lücke, sondern ein eher homogenes Klangbild.
  4. Der Bass ist aktiv, d.h. es ist keine zusätzliche Endstufe notwendig. Im Gegenteil, der Sub bringt noch einen externen Regler für Lautstärke und Einsatzfrequenz mit, so dass man den bequem in der korrekten Hörposition einstellen kann.
  5. Apropos einstellen:
    Die App „Spectroid“ war hier sehr hilfreich, den Bass zum Rest anzupassen, sowohl von der Übernamefrequenz als auch von der Lautstärke her.

Aber nun zurück zum Thema FSE:
Musikalisch ist ja soweit alles geregelt, fehlt noch ein vernünftiger, gut erreichbarer, aber nicht störender Einbau des Displays. Wie praktisch, dass das Display genau so groß ist wie eines der mittleren Luftgitter:

Dazu muss man das Gitter lediglich plan schleifen und dann das Display festkleben (OK, da war ich recht großzügig 😉 ) Das Ergebnis überzeugt meines Erachtens durch eine Optik, die wie ein Einbau ab Werk aussieht:

Als Letztes fehlt jetzt eigentlich nur noch eine Stromversorgung, durch die das Handy während der Fahrt wieder aufgeladen werden kann. Auch hier stand eine unauffällige Integration im Vordergrund. Ich mache mir doch nicht so viele Gedanken um Optik und versaue das dann durch ein Ladegerät im Zigarettenanzünder!

Warum auch? Man kann so ein Ladegerät prima in einem alten Relais-Gehäuse einbauen und mit einer eigenen Sicherung versehen. Die USB-Steckdose integriert in der Mittelkonsole fällt auch nicht weiter auf – und man kann das Handy zum Laden einfach dort ablegen, wo man es wahrscheinlich sowieso ablegen würde:

Ich denke, dass das Thema FSE & Audio erst mal abgeschlossen ist – aber man weiß ja nie, schließlich ist ein Leben ohne Musik kein Leben (nulla vita sine musica) 😀