Auf einem Auge blöd

Es gibt ja so Dinge, die braucht man so dringend wie ein Loch im Kopf. Darunter fallen für mich Sachen wie Lohnsteuervorauszahlungen, Defekte aller Art oder wie neulich eine Augeninfektion.

Die Experten prognostizieren ein weiteres Mal das wärmste Jahr seit Menschengedenken – oder zumindest seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1781 (laut Wikipedia). Tatsächlich war der Start in das Jahr ungewöhnlich warm und so war auch der April deutlich zu trocken. Das ist für die Natur doof, aber für jegliche Draußenaktivität natürlich schwer angenehm – insbesondere vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen Pandemie, die jegliche sportlichen Indooraktivitäten zu dem Zeitpunkt verbot. Also war ich spazierenrennen (Walken mit ohne Stöcke, dafür mit Hund), Mountainbiken und natürlich Cabrio fahren. Da nach dem Lasereingriff meine Augen sowieso schon trockener waren als ohnehin schon, gepaart mit meiner latent zu gering vorhandenen Tränenflüssigkeit, führte das unweigerlich zu gereizten und geröteten Augen. Während sich die zunächst mit häufigerem Tropfen der Augen wieder revidieren ließen, wurde mein rechtes Auge einige Tage später schon wieder rot, aber mal so richtig … also nicht Zombielike blutunterlaufen, aber schon eher unansehnlich.

Und da das trotz intensiver Augentropfenpflege nach zwei Tagen immer noch nicht besser wurde, führte mich mein nächster Weg zum Augenarzt meines Vertrauens, der dann auch eine Infektion feststellte. Ich hatte ja schon mal erwähnt, dass mit meinen Augen leicht unterschiedlich in die Ferne schauen kann und von einem Schleier berichtet. Letzterer ist deutlich vermindert – ob nun dadurch, dass die Reste in der Hornhaut nun resorbiert sind oder weil sich mein Gehirn daran gewöhnt hat und den nun ausblendet – er hat sich grundlegend nach und nach vermindert.
Ersterer Unterschied ist geblieben, allerdings bewirkte die Infektion einen sehr unangenehmen Nebeneffekt: Ich hatte das Gefühl, auf dem rechten Auge wieder kurzsichtig zu sein, was sich auch an der Lesetafel beim Augenarzt deutlich zeigte. Während ich mit dem linken Auge schon auf annähernd 100% Sehschärfe kam, reichte es beim rechten mit Mühe und Not für 80%. Dafür konnte ich Dinge besser in der Nähe entziffern und bekam so einen sehr deutlichen Eindruck dessen, was ich auf keinen Fall wollte:
Mit dem einen Auge in der Ferne scharf sehen, mit dem anderen in der Nähe. Ja, es stimmt, das Gehirn besitzt unglaubliche Fähigkeiten und schafft es, trotzdem ein mehr oder minder klares Bild zusammen zu setzen. Aber es ist ebenso unglaublich nervtötend – weil man weder in der Nähe, noch in der Ferne wirklich richtig fokussieren kann. Wenn man sich dann noch vor Augen hält, dass die Altersweitsicht ein kontinuierlicher, nicht aufzuhaltender Prozess ist, dann mag ich mir gar nicht vorstellen, wie das sein muss, wenn man die Augen unterschiedlich lasern lässt, um dann irgendwann genau meinen temporären Effekt für immer zu haben: Weder noch gut schauen zu können. Und dafür dann das nicht gerade unbeträchtliche Scherflein für die OP zu zahlen? Ich weiß nicht …

Grundlegend bleibe ich bei meiner Auffassung, dass die OP genau die richtige Idee zur richtigen Zeit war – die neu gewonnene Freiheit, was man alles OHNE Brille machen kann, ist einfach enorm. Aktuell bin ich nun 14 Wochen ohne und kann sagen, ich möchte das nicht mehr missen. Man gewöhnt sich an viele Dinge, die man ohne Brille machen kann – man gewöhnt sich genauso an die Nutzung einer Lesebrille, weil sie einfach in vielen Situationen hilfreich ist . Und letztlich ist es in Zeiten der Nase-Mund-Maskenpflicht ein unschätzbarer Vorteil, wenn man keine Brille tragen muss, die ansonsten beschlagen würde – und dann ist man ständig auf beiden Augen blöd 😉

Frei nach Heinz Erhard: Noch'n Blog …