Das erste Mal …

… arbeiten – was haben Sie denn gedacht? Zu dem mutmaßlichen Thema in Ihrem Kopf sei soviel gesagt, dass ich den Anblick des besten Eheweibes der Welt, welches mich seit über dreißig Jahren durch das Leben begleitet, nun in allen Lebenslagen in Full HD genießen darf und das Küsse ohne Brille logischerweise besser schmecken – und auch ungefährlicher sind. Aber wir schweifen ab und ich greife dem zeitlichen Ablauf vor …

Wir erinnern uns – die OP war Donnerstag Nachmittag gegen halb fünf, die erste Nachuntersuchung Freitag morgen gegen halb zehn, dann folgte das Wochenende mit der Gewöhnungsphase an die neue Situation und Augentropfen, Augentropfen, Augentropfen. Ja, man könnte sagen, ich habe eine neue Lieblingsbeschäftigung. Für die der OP folgenden fünf Tage möchten morgens, mittags, nachmittags und abends antibiotische und zusätzlich noch entzündungshemmende Tropfen in die Augen geträufelt werden, dazu kommt noch die Tränenersatzflüssigkeit. Es hat sich gezeigt, dass es äußerst hilfreich ist, wenn man sich am Handy einfach passend eine Handvoll Wecker stellt und jedes Mal für die Tränenersatzflüssigkeit den Timer wieder neu auf eine Stunde stellt.

Ich erwähnte schon, dass ich sowieso schon trockene Augen hatte – das Gefühl hat sich nun noch etwas verstärkt. Aber eigentlich nur, wenn man sich länger auf eine Stelle konzentriert, wie beim vor dem Bildschirm sitzen – dabei ist es egal, ob Computer oder Fernseher, die Tätigkeit an sich ist gleich:
Mehr oder minder still sitzen und auf eine Stelle glotzen.

Nachdem ich schon am Samstag mit diesem Blog begonnen habe, kannte ich schon das Phänomen der sich ständig verändernden Seh- und Fokussierungsfähigkeit. Aber jedes Mal, wenn ich die Tränenersatzflüssigkeit – Sie merken schon, ich liebe dieses Wort 😉 -angewendet habe, wurde daraufhin das Sehverhalten deutlich verbessert, Aber auch die Augen mal in die Ferne schweifen lassen und dann wieder auf den Bildschirm zu richten, hilft zu entspannen. Letztlich auch keine neue Erkenntnis, denn das propagieren die Augenärzte schon seit Jahren.

Jedenfalls hat sich meine größte Befürchtung, dass ich nun nur noch mit Lesebrille am PC arbeiten könnte, nicht bewahrheitet. Morgens hatte ich zwar noch Probleme bei der Fokussierung und habe die Lesebrille (so ein Billigding aus der Drogerie mit +1,5 Doptrie) genutzt und wieder abgesetzt, aber letztlich war es ohne irgendwie einfacher. Nun habe ich auch einen ergonomisch korrekt gestalteten Arbeitsplatz, der mir eine aufrechte Sitzposition, passend entfernte Bildschirme und genügend Platz auf dem Tisch ermöglicht, was sicherlich meine momentane Situation vereinfacht. Aber eigentlich ist die nervigste Eigenschaft meiner „neuen“ Augen der milchige Schleier, der alles etwas kontrastärmer erscheinen lässt und daneben noch einen Blendeffekt hervorruft – Bildschirme sind schließlich von hinten beleuchtet. Tatsächlich bemerke ich aktuell einen stärkeren Unterschied, ob ich auf einem Bildschirm oder auf meinem eBook lese. Falls der technische Unterschied nicht bekannt sein sollte – das Display bei einem eBook ist im Regelfall von vorne beleuchtet, um die Augen nicht anzustrahlen.

Naja, irgendwann hatte ich den ersten Arbeitstag hinter mich gebracht mit viel Tropfen tropfen (ja, tatsächlich öfter als einmal die Stunde) und dann ging es nach Hause, um dann endlich wirklich das erste Mal hinter mich zu bringen, auf das ich schon lange hingefiebert hatte 🙂

Nein, es ist wieder nicht, was Sie denken – ich zog mich um und fuhr ins Fitnessstudio, um mich dort auf dem Crosstrainer und anderen Geräten auszutoben. Zum Schluss hatte ich die Kontaktlinsen – Tageslinsen um genauer zu sein – tatsächlich nur noch beim Sport eingesetzt. Aber bei meiner Vorgeschichte waren die auch hier nicht mehr wirklich das yellow from the egg – es stellte sich regelmäßig ein Fremdkörpergefühl ein und machte das Tragen der Linsen letztlich unangenehm. Trotzdem hat mich die mehrwöchige Zwangspause doch ziemlich genervt – nur wer ständig eine Brille trägt, kann ermessen, wie lästig eine Brille beim Sport sein kann. Als Zwangspause vor der OP – und übrigens auch vor der ersten Untersuchung – hätten jeweils zwei Wochen ausgereicht, aber je länger man keine Linsen trägt, umso weniger wird die Hornhaut durch sie beeinflusst und kehrt in ihre ureigene Form zurück.

Und jetzt also neu, ohne Brille, ohne Linsen – einfach mal mit dem Handtuch durch das Gesicht feudeln, wenn einem danach ist – ein großartiges Gefühl. Überhaupt hat sich schon ein deutlicher Gewöhnungseffekt eingestellt und ich greife erstaunlich wenig zur nicht mehr vorhandenen Brille, um sie auf- oder absetzen oder einfach nur auf der Nase richten zu wollen.

Der Mensch ist halt doch einfach ein Gewohnheitstier 😉

Frei nach Heinz Erhard: Noch'n Blog …