2019 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen

Wenn man die Entwicklung meiner Augen und die Anzahl meiner Brillen zusammen nimmt, dann sind wir zeitlich gar nicht mehr so weit in der Vergangenheit. Ich stand also vor der Tatsache, dass ich mit meinen vielen Brillen mittlerweile wirklich nicht mehr vernünftig leben konnte und gleichzeitig Linsen keine Option darstellten. Naja, die wären sowieso auch nur noch Behelf gewesen, weil ich ja auch mit Linsen eine Lesebrille bräuchte.

Befragt man viele unterschiedliche Menschen zu einem bestimmten Thema, dann bekommt man für gemeinhin ebenso viele unterschiedliche Meinungen zu hören. Da nimmt es sich schon interessant heraus, dass es bei meinen Recherchen einen fast durchgängigen Tenor gab:
„Wenn du was mit den Augen hast oder machen willst, dann wende dich an das Franziskus Hospital in Münster, die Klinik hat einen sehr guten Ruf.“

Aha.

Da wollte ich natürlich wissen, was an der Aussage dran ist und habe mich für Anfang Dezember 2019 zu einer kostenlosen und unverbindlichen Voruntersuchung angemeldet.

Die Praxis macht einen eleganten Eindruck – schöne Einrichtung, stilvolles Wartezimmer, mehrere unterschiedliche Untersuchungsräume und nicht zuletzt eine sehr entspannte Atmosphäre. Kunststück – hier hin kommen ja auch mutmaßlich keine akut erkrankten Menschen, sondern nur jene wie ich, die ein langjähriges Problem auf der Nase herum tragen.

Eine der zahlreichen freundlichen Damen nimmt einen dann an die Hand und führt eine Vielzahl von optischen Untersuchungen durch, die man teilweise von Augenärzten kennt, aber teils auch darüber hinaus gehen. Zusammen mit dem obligatorischen Anamnesebogen ergibt sich so ein ganzheitliches Bild, anhand dessen dann beurteilt wird, ob man für eine der Operationsmöglichkeiten geeignet ist und wenn ja, für welche. Mindestens genauso spannend war aber auch auch das Thema „Erwartungshaltung“. Sofern man sich die optische Zukunft schon rosafarben ausgemalt hat, wird man in diesem Gespräch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt:

„Ihre Augen sind für eine Laserkorrektur geeignet.“

Juhuu! DAS will man doch hören 🙂

„Sie werden aber nie wieder die Augen eines Zwanzigjährigen haben“

OK, damit kann ich leben – ich hatte mit Zwanzig auch schon eine Brille, also keine Änderung zu heute

„Die Altersweitsicht ist ein unaufhaltsamer Prozess, den man weder aufhalten noch umkehren kann. Wenn man Fern- und Nahsicht korrigieren will, dann wäre der EInsatz von Trifokal-Linsen denkbar. In Ihrem Fall würde ich davon abraten, weil es auch Nachteile mit sich bringt“

Das Thema hatte ich schon mit Mario und einem Arbeitskollegen besprochen, der genau das hat machen lassen. Der Vorteil ist ganz klar, dass man gar keine Brille mehr benötigt und im Grunde genommen nimmt man auch die „graue Star“ Operation vorweg. Falls Ihnen das nicht bekannt sein sollte: JEDER Mensch bekommt irgendwann einen sogenannten „grauen Star“, man muss nur alt genug werden. In der Linse lagert sich von Geburt an Eiweiß ein und trübt sie dadurch – bis das Sehvermögen derart eingeschränkt ist, dass der Austausch der Linse unumgänglich ist.
Und bei der Trifokallinse wird eben dieser vorhandene Linse entfernt und durch eine künstliche Linse ersetzt, die quasi mehrere Brennpunkte hat und so Bilder aus der Nähe und aus der Ferne auf die Netzhaut projiziert.

Aber der Haken an der Sache ist, dass es zum Einen zu ungewollten Lichtreflexen kommt, wenn es in einem bestimmten Winkel auf das Auge trifft. Zum Anderen hat man im Dunklen eine Art Aura um Lichtquellen und es kann in der Anfangszeit zu Irritationen durch die Mehrfachbilder auf der Netzhaut kommen.

Es gibt definitiv Menschen, für die diese Art der Korrektur geeignet ist – für mich kam sie aber nicht in Frage, das erschien mir noch zu experimentell.

„Sie können bei der Laser-Operation auch die Monovision wählen. Dabei wird ein Auge auf die Ferne, das andere auf die Nähe eingestellt“

Hmmmm, das klingt ja interessant. An dieser Stelle greife zeitlich ich mal etwas vor:
Ich habe den Selbsttest mit Kontaktlinsen gemacht und einen Monat lang das linke Auge korrekt ausgeglichen, das rechte aber etwas zu wenig. Das ist in etwa das, was bei der Monovision gemacht wird. Das Gehirn ist in der Lage, aus den unterschiedlichen Bildern wieder ein komplettes zusammen zu setzen. Man kann tatsächlich in die Ferne schauen – wenn auch nicht ganz so scharf wie gewohnt – und man kann auch ohne Brille lesen, wenn auch ebenfalls mit leichten Einschränkungen, da ja letztlich nur jeweils EIN Auge für den Bereich scharf sieht. Und das bringt mich genau zu dem Argument, warum ich mich dagegen entschieden habe.

Wir erinnern uns: Die Altersweitsicht ist ein unaufhaltsamer Prozess, den man weder aufhalten noch umkehren kann. Die LInse wird im Laufe der Jahre immer unflexibler und kann einfach physikalisch nicht mehr so weit durch den Augenmuskel gekrümmt werden, dass man Dinge in der Nähe scharf sieht. Und dieser Prozess schreitet immer weiter voran. Das abschließende Resultat der Monovision ist also, dass man auch hier irgendwann eine Lesebrille benötigt, während man gleichzeitig in der Ferne trotzdem nicht ganz scharf sieht – da ja nur EIN Auge dafür korrigiert wurde. Das klang dann für mich eher nach Kategorie Ganzjahresreifen – ein schlechter Kompromiss aus beiden Welten .

Bleiben die Varianten der Augen-Laserei. Und hier verweise ich einfach mal auf die Webseite der Praxis – da kann man sich die verschiedenen Möglichkeiten plakativ mit Videos und Gedöns anschauen:
Zentrum für refraktive Chirurgie in Münster

Ich habe mich nach eingehender Beratung für die minimalinvasive Version „SMILE“ entschieden und direkt im Anschluss an die Voruntersuchungen Termine für März 2020 fest gemacht.
Mein Entschluss stand fest, dass ich keine Brille mehr will, zumindest nicht immer und überall 😉

Frei nach Heinz Erhard: Noch'n Blog …